7 Tipps für einen optimalen Blutdruck

Dr. med. S. Taleh
Facharzt für Innere Medizin
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Blutdruck ist ein entscheidender Faktor für die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems. Ein normaler Blutdruck hilft, Herzkrankheiten und Schlaganfälle zu verhindern. Doch was bedeutet "normaler" Blutdruck genau und was lässt sich aus Studien wie der SPRINT-Studie dazu ableiten? In diesem Artikel geht es um diese Fragen und die Vorteile eines optimalen Blutdrucks für die Gesamtmortalität. Zudem wird aufgezeigt welche Lebensweisen den Blutdruck beeinflussen und welche Strategien zur Optimierung existieren.

Was ist ein normaler Blutdruck?

Was versteht man eigentlich unter einem "normalen" Blutdruck? Und welche Rolle spielt der optimale Blutdruck für unser Wohlbefinden und eine lange Lebenserwartung? Diesen Fragen wollen wir auf den Grund gehen. Denn der Blutdruck ist einer der wichtigsten Faktoren für die Gesundheit unseres Herz-Kreislauf-Systems.
Zunächst einmal: Was genau bedeutet "normal"? Nun, eine universelle Definition existiert nicht. In Europa gelten beispielsweise andere Richtwerte als in den USA. Aber eins ist klar: Niedriger ist besser! Studien haben gezeigt, dass optimale und nicht nur normale Werte am besten vor Herzkrankheiten und Schlaganfällen schützen.
Gemessen wird der Blutdruck in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) und besteht aus zwei Werten: dem systolischen Druck (der höhere Wert), der den Druck während der Herzkontraktion misst, und dem diastolischen Druck (der niedrigere Wert), der den Druck während der Herzentspannung misst.

In Europa werden die Blutdruckwerte folgendermaßen klassifiziert:

Blutdruckkategorien anhand der Definitionen der folgenden Organisationen:

Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC), Europäischen Gesellschaft für Hypertonie (ESH)Deutschen Hochdruckliga (DHL)

Ein unbemerkter Bluthochdruck

Die Gefahr des Bluthochdrucks liegt oft im Verborgenen. Viele Menschen bemerken ihn erst, wenn es zu spät ist und der Schaden bereits eingetreten ist. Denn Bluthochdruck entwickelt sich über Jahre und kann schwerwiegende Folgen haben, bevor Symptome auftreten: 
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall

- Nierenschäden: Reduzierte Nierenfunktion bis hin zum Nierenversagen

- Augenschäden: Schädigung der Blutgefäße in der Netzhaut, was zu Sehverlust führen kann

- Aneurysmen: Abnormale Ausbeulungen der Blutgefäße, die lebensbedrohlich sein können

Was treibt den Blutdruck in die Höhe?

Unsere Lebensweise beeinflusst den Blutdruck maßgeblich. Aber ncicht nur unser Handeln sondern auch die Genetik und unser Umfeld beeinflusst den Blutdruck. Hier sind einige relevante Beispiele für Einflussfaktoren die aus einem normalen Blutdruck einen erhöhten Blutdruck machen können:

1. Ernährung: Eine Ernährung reich an Salz, Fett und Zucker trägt maßgeblich zu erhöhtem Blutdruck bei.

2. Übergewicht: Übergewichtige Menschen haben ein höheres Risiko, Bluthochdruck zu entwickeln.

3. Bewegungsmangel: Regelmäßige körperliche Aktivität hilft, den Blutdruck zu regulieren.

4. Rauchen: Tabakkonsum schädigt die Blutgefäße und erhöht den Blutdruck.

5. Alkohol: Übermäßiger Alkoholkonsum kann den Blutdruck in die Höhe treiben.

6. Stress: Chronischer Stress trägt zur Entwicklung von Bluthochdruck bei.

7. Genetik: Eine familiäre Vorbelastung kann ebenfalls ein Risiko darstellen.

Wie optimiere ich meinen Blutdruck?

Ein gesunder Lebensstil ist der Schlüssel zu einem optimalen Blutdruck. Die gute Nachricht ist, durch die folgenden "Lebensstil-Änderungen" lässt sich schon in den meisten Fällen ohne Medikamente ein normaler Blutdruck erreichen:  

1. Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und fettarmen Milchprodukten kann helfen. Die DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension) ist speziell darauf ausgerichtet, den Blutdruck zu senken

2. Gewichtsreduktion: Schon eine moderate Gewichtsabnahme kann signifikant zur Blutdrucksenkung beitragen.

3. Regelmäßige Bewegung: Mindestens 150 Minuten moderate körperliche Aktivität pro Woche werden empfohlen.

4. Salzkonsum reduzieren: Weniger als 2.300 Milligramm Natrium pro Tag (idealerweise 1.500 mg) sollten konsumiert werden.

5. Alkoholkonsum einschränken: Männer sollten nicht mehr als zwei, Frauen nicht mehr als ein alkoholisches Getränk pro Tag zu sich nehmen.

6. Rauchstopp: Das Aufgeben des Rauchens verbessert die allgemeine Gesundheit und hilft, den Blutdruck zu senken.

7. Stressmanagement: Techniken wie Meditation, Yoga und Atemübungen können helfen, Stress zu reduzieren.

SPRINT-Studie (Trial)

Im Jahr 2015 wurde eine große, öffentlich geförderte Studie, die SPRINT-Studie (Systolic Blood Pressure Intervention Trial), veröffentlicht. Diese zeigte, dass Teilnehmer mit einem intensiv kontrollierten systolischen Blutdruck von unter 120 mmHg ein deutlich geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine um 25 % niedrigere Gesamtsterblichkeit aufwiesen als die Vergleichsgruppe mit systolischen Werten von bis zu 140 mmHg. Diese signifikanten Ergebnisse verdeutlichen, dass selbst Blutdruckwerte, die in Europa als „normal“ (bis 129 mmHg) oder „hochnormal“ (bis 139 mmHg) eingestuft werden, das Risiko für gesundheitliche Folgen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenversagen erhöhen können. Die Begriffe „normal“ oder „hochnormal“ könnten daher beim Laien fälschlicherweise den Eindruck erwecken, dass diese Werte ideal und gesundheitlich unbedenklich seien.

Eine ähnliche, groß angelegte Studie wurde in China durchgeführt – der STEP-Trial (Strategy of Blood Pressure Intervention in the Elderly Hypertensive Patients). Diese Studie konzentrierte sich speziell auf ältere Menschen im Alter von 60 bis 80 Jahren. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: eine mit intensivem Behandlungsziel (110 bis unter 130 mmHg) und eine mit Standardziel (130 bis unter 150 mmHg).

Die Ergebnisse des STEP-Trials bestätigten die Erkenntnisse der SPRINT-Studie: Die intensive Blutdruckkontrolle führte zu einer signifikanten Verringerung kardiovaskulärer Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Dabei wurden keine erhöhten Risiken für schwerwiegende Nebenwirkungen wie Stürze oder akute Nierenschädigungen beobachtet, was die Sicherheit eines intensiveren Ansatzes zur Blutdruckkontrolle unterstreicht. Zudem zeigte sich, dass selbst ältere Menschen von niedrigeren Blutdruckwerten deutlich profitieren können, was die Bedeutung einer individuellen, aber zielgerichteten Therapie hervorhebt.

Beide Studien belegen, dass die Senkung des systolischen Blutdrucks auf Werte unterhalb traditioneller Zielbereiche einen wichtigen Beitrag zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen leisten kann. Die Schlussfolgerung aus diesen Untersuchungen ist klar: Ein strikteres Blutdruckmanagement – selbst bei älteren Patienten – sollte ein zentraler Bestandteil moderner Präventions- und Behandlungsstrategien sein.

Und das Kleingedruckte?

Eine zu starke Blutdrucksenkung kann unter Umständen auch zu Schwindel, Nierenfunktionsstörungen und Elektrolytentgleisungen führten. Daher muss immer eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen.

Fazit

Der Blutdruck ist einer der wichtigsten Faktoren für Ihre Gesundheit und Lebenserwartung. Mit einem gesunden Lebensstil und gegebenenfalls medikamentöser Therapie lassen sich optimale Werte erreichen.

Quellen

1. SPRINT Research Group. A randomized trial of intensive versus standard blood-pressure control. N Engl J Med. 2015;373(22):2103-2116.

2. PubMed. Systolic Blood Pressure Intervention Trial (SPRINT)

3. Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC)

4. Europäischen Gesellschaft für Hypertonie (ESH)

5. Deutschen Hochdruckliga (DHL)

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